Zwei ausgefüllte Tage haben wir in Chiang Rai verlebt auf dem Weg zur thailändischen Grenze, wo wir ausreisen müssen um unser Visum zu verlängern. Chiang Rai ist die nördlichste Provinzhauptstadt und zählt über 65000 EinwohnerInnen. Wir sind in einem netten Guesthouse mit Garten untergekommen, in dem Reisende kaum länger als eine Nacht verweilen. Viele machen hier Zwischenstation auf dem Weg nah Myanmar oder Laos, um dort für zwei Tage oder mehr mit dem Boot über den Mekong zu fahren.
Nach dem Pizzaessen haben wir einen güldenen ausladend verzierten Uhrenturm auf einer Verkehrsinsel bewundert, der täglich um 20h ein Licht- und Musikspektakel darbietet, in verschiedenen Farben erstrahlt und eine Lotusblüte heraufhievt und wieder absenkt. Es waren recht viele Leute dort versammelt um der Show beizuwohnen und Marlene ist wieder einmal mindestens so oft fotografiert worden wie der olle Uhrenturm – vorallem einige Balinesen konnten nicht genug von ihr bekommen. Marlenchen ist mittlerweile ein wenig abgehärtet und übersteht souverän das Blitzlichtgewitter.
In dieser Nacht konnten wir in dem Guesthouse übrigends erstaunlich gut schlafen – trotz der drei feiernden russischen Männer im Zimmer neben uns, die lautstärkemäßig lange nicht mit den Industriezikaden von Ko Jum mithalten konnten.
Morgends haben wir einen wahrlich ungewöhnlichen Tempel besucht. Der Wat Rong Khun wird seid 1998 von dem thailändischen Künstler Chalermchai Kositpipat erträumt, entworfen und erbaut und wird wohl erst in einigen Jahrzehnten fertiggestellt sein. Doch bereits in diesem Stadium ist der Tempel durch und durch sehenswert. Schneeweiße Gebäude, verschnörkelt und verziert mit abertausenden glitzernden Spiegelteilchen, die mit den umgebenden Wasseranlagen um die Wette funkeln. Fast blendet dieser Anblick, doch beginnt man erst mal sich auf die Details zu konzentrieren, kann man den Blick gar nicht mehr abwenden. Der Eispalast trifft die buddhistische Hölle, Religion und Popkultur vermischen sich mit Zeitgeschichte- pure Postmoderne auf asiatisch.
Das Herz des Tempels ist ein riesiger gemalter goldener Buddha vor dem ein weißer Buddha zu schweben scheint vor dem wiederum ein Mönch in Safrankutte und mit Kassengestell auf der Nase im halben Lotus auf dem Boden hockt, der so echt wirkt, dass Marlene ihn nicht als Statue identifizieren konnte (David: ich glaube immer noch nicht, dass das eine Statue war!). An den Wänden entstehen riesige Wandgemälde, die nichts auslassen – 9/11, sind es Flugzeuge, die die Zwillingstürme zum Einsturz bringen oder Angry Birds? Wer ist der Erlöser? Buddha oder Spiderman? Superman, Johnny Depp im Piratenkostüm oder gar Freddy Krueger? Krieg der Sterne gegen die Dämonen der letzten Jahrhunderte. Leider konnten wir in diesem Raum keine Fotos machen.
Dafür aber einige in den Außenanlagen und Teichen, in denen riesige Goldfische mit Staubsaugermüdern schwimmen, die Marlene mit einer originalen Babyflasche füttern durfte, die sie von dem Mann ausgehändigt bekam, der sonst mit einer Lautsprecheranlage die wohl verhüllten TouristInnen anblafft (nackte Knie und Schultern müssen mit geliehenen weißem Tüchern umwickelt werden), dass sie ja nicht von den vorgeschriebenen Wegen abweichen und bloß geradeaus laufen … nicht stehen bleiben … nicht umdrehen … bitte gehen sie weiter… Bis hinein in den zentralen Raum, in dem wir uns ehrfürchtig vor die Installation gekniet haben (die Füße niemals Richtung Buddha zeigen lassen), um sie in aller Ruhe wirken zu lassen und zu bestaunen. Selbst unser kleiner Wirbelwind Marlene war einige lange Momente ganz still und andächtig ganz versunken in den Anblick, nur Milan Safran war wenig beeindruckt, hat einfach weiter gebrabbelt in seiner eigenen Sprache. Wir sind dann weiter bevor er dem meditierenden Mönch auf den Schoß gekrabbelt ist.
Selbst noch die Toiletten in dem Tempel sind exquisit: um auf die Hockklos zu treten, die in den Boden eingelassen sind, werden extra Pantoffeln bereitgestellt in verschiedenen Größen sogar für Kinder. Wir sind begeistert. Holy shit!
Euere Reisecauserien sind immer interessanter und euere Erlebnisse offensichtlich auch immer spannender (das wäre nichts mehr für uns). Vielen Dank für die ausführliche Berichte und Fotos. Wir freuen uns jedesmal auf die Fortsetzung. Passt alle gut auf und kommt heil heim!
Viele liebe Grüße an Euch alle von
Eva und Zdenek