Unsere Tage haben wir aufgeteilt. An einem Tag geht David tauchen, am nächste Tag gehe ich und dann haben wir immer einen Familientag alle zusammen. Wer tauchen geht, macht sich morgens um kurz nach sieben auf den Weg nach Chaloklum, von dort geht es dann mit dem Boot raus nach Sail Rock für zwei Tauchgänge und man ist dann nachmittags gegen 15 oder 16h wieder zurück bei den anderen. Das Tauchen ist wie ein kleiner Urlaub im Urlaub, weil man auf einmal in einer ganz anderen Welt unterwegs ist – erst auf dem Boot und dann unter Wasser. Ich genieße die paar Stunden allein immer sehr und habe dann viel Energie und Ruhe für unser turbulentes Familienleben getankt. Sail Rock ist ein phänomenaler Tauchspot, wo es immer viel interessantes zu sehen gibt, auch wenn sich uns der Walhai immer noch nicht gezeigt hat.
Nach dem Frühstück drängelt Marlene immer schon. Sie muss los zur Arbeit, das heißt sie hilft den Männern vom Wangsai Resort, unseren Nachbarn, den Strand zu säubern. Diese Aufgabe ist ihr sehr ernst und wichtig. Mit borstigen Reisigbesen wird der Strand gefegt, alte Blätter und angespülte Wasserpflanzen aufgehäuft und anschließend in großen Körben zum Kompost getragen. Das ganze findet in einem den Temperaturen angemessenen gemütlichen Tempo statt und die Männer singen thailändische und burmesische Lieder. Marlene kann es oft gar nicht abwarten bis es endlich losgeht. Ich vermute, sie braucht ab und zu auch mal etwas eigenes ohne uns Eltern. Derweil spielt Milan mit uns am Strand, Er liebt es vor allem frische Sandburgen zu zerstören in jeder Größe- wir nennen ihn darum liebevoll Gozilla. Und er ist mitterweile auch recht geschickt mit der Schaufel und schippt begeistert Sand und Wasser. Außerdem jagt er gerne Ameisen, um sie in unbeobachteten Momenten genüsslich zu verspeisen. (Zum Thema Insekten essen fällt mir dabei noch ein, dass wir neulich auf einem Markt wieder Heuschrecken und Maden feilgeboten sahen. Die Heuschrecken waren mir schon aus Mexiko vertraut und auch diesmal haben David und ich probiert, während Marlenchen mir großen Augen in die Kiste staunte, in der die noch lebenden Grashüpfer auf ihre Hinrichtung im heißen Fett warteten. Knusprig schmeckten sie und sind wahrlich nicht mein Fall. Aber bei den Maden bin ich tatsächlich an meine Grenze gestoßen. Die Vorstellung, sie in den Mund zu nehmen, ist mir so grauslich. Pfui Teufel. Aber von alten und jungen ThailänderInnen wurden sie in rauen Mengen gekauft – wie Popcorn.)
Marlenchen hat jetzt mit dem Schnorchlen begonnen. Und in dem Riff direkt vor unserem Strand gibt es einiges zu sehen. Viele bunte Fische und Korallen vor allem in rot und braun getönt. Große Schwärme mit ganz jungen Fischen, Schnecken, Seeigel und jede Menge Seegurken, die bei Marlene großes Entzücken auslösen, besonders, wenn sie so richtig groß sind. Als Marlene zum ersten Mal mit ihrer Taucherbrille unter Wasser gegangen ist, hatte sie gleich ein besonderes Erlebnis. Sie tauchte wieder auf und erzählte: “Mama, weißt du was ich gesehen habe? Ein Seepferdchen, das schlief dort unten mit offenen Augen und hat dabei ein Buch gelesen.” Toll oder? Wenn das kein Anfängerglück ist.